Kritik an Schottergärten und gute Aussichten für Balkonkraftwerke

08.02.2023

Infoabend des Umweltvereins liefert positive Ideen und Anregungen

Brühl. Drei Hauptthemen, eine Auswahl aus 36 Themen, die der Verein für Umwelt - und Naturschutz Brühl + Rohrhof e.V. derzeit bearbeitet, kamen bei den Vereinsmitgliedern sowie weiteren interessierten Bürgern zur Sprache. Schottergärten sind als Tagesordnungspunkt immer noch aktuell. Leider gibt es trotz klarer gesetzlicher Richtlinien, die Schottergärten untersagen, in Brühl erschreckend viele davon und es kommen immer wieder neue hinzu. Auch Vorgärten, die für Parkplätze zugepflastert werden, sind für die Natur nicht akzeptabel. Die verheerenden Auswirkungen auf (Klein-)Klima und Artenvielfalt sowie die Aufheizung im Sommer werden von viel zu vielen Hausbesitzern nicht bedacht. Der Umweltverein möchte die Problematik nun anders angehen und für Natur vor dem Haus werben. Einerseits bei in Planung befindlichen Vorgärten, andererseits für einen möglichen Rückbau bereits vorhandener Schotter- oder zugepflasterter Vorgärten. Er plant, zusammen mit einer ortsansässigen Gärtnerei und evtl. mit Unterstützung weiterer Sponsoren spezielle Pflanzkisten anzubieten, die ökologisch wertvolle, blühende, trockenheitsresistente und pflegeleichte Pflanzen in passender Zusammenstellung enthalten. Diese sollen mit einem attraktiven Preisnachlass abgegeben werden. Beratung inklusive, auch ein Fachvortrag zum Thema soll noch vom Verein organisiert werden.

 

„Schüler-Natur AG“ an Grundschulen wünschenswert / Beispiele in anderen Gemeinden

In Oftersheim gibt es seit etlichen Jahren eine sehr erfolgreiche, von zwei Diplom-Biologen geleitete, Natur-AG für Kinder. Ähnliches versucht der Umweltverein auch in Brühl auf die Beine zu stellen. Klaus Triebskorn berichtete über seine bisherigen Aktivitäten zum Thema und die vielen positiven Reaktionen und Anregungen. Gespräche mit dem Kinderbildungszentrum an der Schillerschule und der Schulleitung haben bereits stattgefunden. Der Austausch mit Kindergarten- und Hortleitung sowie mit der Gemeindeverwaltung soll zeitnah stattfinden. Eine von vielen inhaltlichen Ideen, die der Umweltverein begleiten kann, ist, dass im Rahmen eines Projekts Baumsetzlinge von Kindern über Jahre gepflegt und großgezogen werden können, bis sie die Größe zum Auspflanzen haben. Geplant ist zudem der Bau von kleinen Bienenhotels. „Durch eine Natur-AG kann es gelingen, gerade auch Kinder, die zukünftigen Erwachsenen und Entscheider, für den Erhalt unserer aller Lebensgrundlagen zu sensibilisieren. Und was Kinder lernen, nehmen sie mit nach Hause“, ist Vorstandsmitglied Bettina Hauck überzeugt.

Energie umweltschonend selbst erzeugen und Kosten reduzieren – ein Balkonkraftwerk

Bereits am Anfang der Veranstaltung stellten sich Klaus Triebskorn und Elektromeister Stefan Weymann den Fragen der Besucher zum aktuellen Stand zu Technik und Fördermöglichkeiten rund um Balkonkraftwerke. Beide sind Mitglieder im Arbeitskreis Energie der Brühler Arbeitsgemeinschaft Klimaschutz und beraten auch ehrenamtlich mit weiteren Mitgliedern des Arbeitskreises jeden 1. Freitag im Monat von 17.00 – 18.00 Uhr in der Gemeindebücherei am Hallenbad. Zunächst gab Stefan Weymann einen Überblick zum möglichen Aufbau der Anlagen. Derzeit sind Balkonkraftwerke pro separaten Stromzähler bis 600 W zulässig. Bestehend aus 1-2 Solarmodulen, einem Wechselrichter und FI-Schalter können diese an einer Steckdose ihre Arbeit aufnehmen. Dann wird vorrangig der Strom aus dem Balkonkraftwerk entnommen und darüber hinaus bei größerem Verbrauch aus dem Netz. Je nach Anbringungsort (Balkongeländer, Hausfassade, Dach, Gartenhaus, Garage etc.) ist entsprechendes Montagematerial und die Berücksichtigung einer evtl. Windlast erforderlich. „Voraussetzung für beste Erträge ist eine optimierte Ausrichtung (idealerweise südlich) und ein Neigungswinkel von 30-40 Grad“, erläuterte Stefan Weymann, während seine Papier-Präsentation dazu bei den Besuchern die Runde machte, „aber auch Ost-West Ausrichtungen und geringere Neigungswinkel sind noch rentabel“. Auf die Möglichkeit, dass auch Mieter eine solche Anlage anbringen können, wurde hingewiesen - die Erlaubnis des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft (bei WEG) vorausgesetzt. Für die Anmeldung beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister gibt es einfach auszufüllende Formulare entweder im Lieferumfang oder online. Klaus Triebskorn wies daraufhin, dass die Installation einer solchen Anlage besonders viel Sinn macht, wenn eine Grundlast (Heizung, Pumpen, Kühlschrank, Computer, Standby usw.) vorliegt und größerer Verbrauch (Kochen, Waschen, Spülen, Trocknen, Bügeln etc.) während der Sonneneinstrahlung stattfindet.

Die Gemeinde Brühl fördert aktuell diese Kleinkraftwerke mit 50% der Anschaffungskosten, max. 500 €, zunächst bis zum 31.1.2024. Etliche allgemeine und spezielle Fragen wurden im Verlauf gestellt und konnten ausreichend beantwortet werden. Der Abend schloss mit angeregtem Austausch zu den unterschiedlichen Themen. kt.