Schwetzinger Zeitung vom 17.09.2024 von Marco Montalbano
Mehr als fünf Dutzend Interessierte nehmen am 13.9.2024 an einer Fledermausführung des Umweltvereins teil. Auf dem Rohrhofer Friedhof erfahren sie Wissenswertes über die sagenumwobenen Tiere - und spüren sie selbst auf.
Naturschutzbeauftragter Dr. Gerhard Rietschel mit einem selten zu sehenden Exemplar: eine Zwergfledermaus. © Marco Montalbano
Brühl/Rohrhof. Sie sind sagenumwoben wie nur wenig andere Tierarten und in vielen Fällen vom Aussterben bedroht: Fledermäuse.
Schon zum vierten Mal bot der Verein für Umwelt und Naturschutz Brühl und Rohrhof, kurz Umweltverein (UV), Interessierten die Möglichkeit, mehr über die nachtaktiven Tiere zu erfahren. Jetzt hatte er zur Exkursion beim und auf dem Friedhof in Rohrhof geladen, wo an mehreren Bäumen Nistkästen angebracht worden sind. Nachdem die Veranstaltung schon 2023 angeboten worden war – aufgrund starken Regens mit nur wenig Zulauf – war der Andrang in diesem Jahr bei trockenem Wetter besonders groß.
Fledermäuse in Brühl mit Detektor aufspüren
Über 60 Fledermausfreunde, darunter viele Kinder, waren gekommen und bekamen nicht nur interessante Informationen von Expertin Mimi Stavang vom Naturschutzbund (Nabu), sondern neben einem weiteren Highlight auch die Möglichkeit, einen „Hausbesuch“ bei den nächtlichen Insektenjägern zu machen und sie per Detektor aufzuspüren.
Über 60 Teilnehmer an der Fledermausführung sind Rekord. Mimi Stavang vom Naturschutzbund Nabu gibt Infos zum schwindenden Lebensraum der Fledermäuse. © Montalbano
„Ich freue mich, dass das Interesse so groß ist und begrüße Sie herzlich zu unserer Exkursion“, sagte UV-Vorsitzender Klaus Triebskorn vor dem Friedhof im Abendlicht bei aufziehender Dämmerung. Dicht drängten sich die Menschen danach um Dr. Gerhard Rietschel, seit 1982 Naturschutzbeauftragter für den Stadtkreis Mannheim. Im Gepäck hatte er, was man fast nie zu Gesicht bekommt: Pipistrellus pipistrellus – eine kleine und streng geschützte Zwergfledermaus und „Pflegekind“.
Fledermäuse leben nicht auf Burgen oder Schlössern
Kindgerecht und auf auch für Erwachsene unterhaltsame Weise gab im Anschluss Mimi Stavang Erläuterungen zur Lebensweise und zum Lebenszyklus der Tiere. „Wo leben Fledermäuse“, fragte sie in die Runde, worauf die Kinder lautstark „Burg“ oder „Schloss“ riefen. Aber tatsächlich wohnten diese oft bei den Menschen, besonders an und in alten Häusern, zumindest früher, denn moderne Gebäude böten durch ihre Bauweise kaum noch Lebensraum. Für die Tiere fehlten dort Nischen und Eintrittsmöglichkeiten zu den Dachstühlen.
Über 60 Teilnehmer an der Fledermausführung sind Rekord. Mimi Stavang vom Naturschutzbund Nabu gibt Infos zum schwindenden Lebensraum der Fledermäuse. © Montalbano
Zudem sei die erschreckend stark schwindende Insektenpopulation ein weiteres Problem. „Ihnen wird so die Nahrungsgrundlage entzogen“, so die Referentin.
Doch man könne einiges tun, um dem entgegenzuwirken: „Man kann zum Beispiel Nistkästen anbringen. Aber mindestens in vier Metern Höhe“, und Stavang ergänztet: „Denn sie fallen in das Beuteschema von Katzen, die bis zu drei Meter hochspringen können.“ Ebenfalls sinnvoll sei die Bepflanzung des eigenen Gartens oder Balkons mit Nachtblühern. „Weil diese dann auch nachts von Insekten besucht werden, die als Nahrung für die gefährdeten Tiere dienen.“
Auengebiet in Brühl beherbergt Fledermäuse
Beim Rundgang ermöglichte Nabu-Mitglied Mads Stavang mit einer Endoskopkamera den Einblick in einen Nistkasten. Und tatsächlich, der Besuch war erfolgreich. Eine Fledermaus war tatsächlich daheim. Beim Spaziergang durch das in Dunkelheit getauchte und herbstlich-mystisch wirkende Auengebiet hinter dem Friedhof konnten die Teilnehmer, ausgestattet mit Detektoren, die Tiere ebenfalls ausfindig machen. Die Geräte wandeln deren Hochfrequenzschreie in für den Menschen hörbare Geräusche um. Ebenfalls gut hörbar hallten (menschliche) Freudenschreie beim Entdecken von „Mini-Vampiren“, die ihre Bahnen am Himmel zogen und ein Kind rief: „Mama, ich hab eine gesehen.“
Der kleine Theo meinte begeistert: „Das macht wirklich Spaß.“ Und Mimi Stavang verriet: „Ich vermute, dass hier mindestens vier Arten unterwegs sind, darunter, aller Wahrscheinlichkeit nach, Zwerg- und Mückenfledermäuse.“ Das wachsende Interesse freue sie sehr und sie ergänzte: „Veranstaltungen zu diesem Thema werden immer beliebter.“
Auch Klaus Triebskorn und seine Stellvertreterin, Bettina Hauck, freuten sich über die gelungene Veranstaltung. „Wir sind ganz überrascht, wie viele Teilnehmer es geworden sind. Insgesamt ist es die vierte UV-Veranstaltung über Fledermäuse. So wie schon 2023 haben wir eine während des Ferienprogramms für Schüler veranstaltet und die Exkursion heute.“ Nun sei es wahrscheinlich, dass es diese Exkursion auch im nächsten Jahr geben werde.