Schwetzinger Zeitung vom 12.11.2024 - Von Marco Montalbano
Klimaschutz: Im Umweltgarten am Bachstückerweg entsteht ein Tiny Forrest
Brühl. Es herrschte am Samstag höchste Betriebsamkeit im Umweltgarten im Bachstückerweg. Denn der Verein für Umwelt- und Naturschutz Brühl und Rohrhof hatte zur Pflanzaktion gerufen. Und über 40 Personen aus Brühl und Ketsch waren gekommen. Spätestens in fünf Jahren sollen dann Baumhasel, Wildapfel, Felsenbirne und andere Bäume und Sträucher – insgesamt über 200 verschiedene einheimische und klimaresistente Arten – ihren kostenfreien Weg in Gärten und Grünanlagen finden.
Dabei handele es sich laut Auskunft des Vereins um keine einmalige Angelegenheit. Denn durch die Weitergabe der Pflanzen und kommende Pflanzaktionen soll ein rollierendes System für steten Nachschub entstehen.
Klimawandel – und nun? Ein Zeichen dafür, wie eine Antwort darauf aussehen kann, liefert aktuell der Umweltverein. Denn bekanntermaßen absorbieren Bäume Kohlendioxid, geben dafür Sauerstoff ab, „bauen“ sich von selbst und kosten wenig, wie es der bekannte britische Umweltschützer und Aktivist George Monbiot auf den Punkt brachte. Im Rahmen seines Projekts „Miniwald, Mitmachgarten, Baumaufzuchtgarten, Lehr- und Informationsgarten“ entsteht jetzt ein Tiny Forest im Bachstückerweg.
Nach längerer Vorbereitungszeit und auch dank der Förderung durch das „KlikKS“-Projekt (Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen durch ehrenamtliche Klimaschutzpatronen), durch die Gerätschaften und Setzlinge angeschafft werden konnten, war es am Samstag so weit. Viele Menschen waren gekommen, um die Setzlinge in den Boden zu bringen. Weithin zu hören war das Brummen eines motorisierten Bohrers für Pflanzlöcher auf dem gerade mal 300 Quadratmeter großen Gartengrundstück. An der neuen Sitzgarnitur konnten sich die Teilnehmer mit Fruchtpunsch, warmem Kaffee, Snacks und Grillwürsten stärken, bevor es weiterging. Rund sechs Stunden wurde so gebuddelt, gesetzt und Erde geschippt, bevor die Aktion gegen 16 Uhr ihren geselligen Ausklang fand.
Erwähnenswert: Der Brühler Umweltgarten befindet sich auf Ketscher Gemarkung, was man durchaus auch symbolisch werten könnte: Umweltschutz kennt keine Gemeindegrenzen.
Unter den Aktiven befanden sich auch Lokalpolitiker wie Kreisrätin Claudia Stauffer aus Brühl und Kreisrat Günther Martin aus Ketsch, der seit Langem Vereinsmitglied sei. Dieser meinte: „Wir müssen was tun. Jeder Baum zählt“, und ergänzte kritisch: „Leider denken Gemeinden zu oft bei Bäumen nur an deren Pflegebedarf und fallende Blätter. Und zu oft wird bei der Fällung eines großen dafür, wenn überhaupt, nur ein einziger kleiner gesetzt. Dabei müssten, für einen echten Ausgleich, meist rund 20 davon gepflanzt werden.“
Teilnehmerin Andrea Haase aus Ketsch meinte: „Ich konnte mir unter einem Tiny Forrest nicht viel vorstellen. Jetzt schon. Toll auch, wie hier Alt und Jung zusammenarbeitet.“ Sie ergänzte: „Und es ist immer gut, etwas für die Umwelt zu tun.“
Vorsitzender Klaus Triebskorn freute sich über die gute Resonanz und verriet: „Sobald die Setzlinge groß genug sind, werden sie kostenlos an Privatpersonen mit eigenem Garten abgegeben. Auf Wunsch helfen wir auch beim Pflanzen.“
Die beachtliche Beteiligung zeige, wie wichtig den Menschen das Thema sei. „Sie wollen das. Das ist toll“, fasste er seinen Eindruck zusammen. Mit Mitarbeitern der Gemeinde befände man sich über das Thema im Gespräch, damit die Pflanzen später auch ihren Weg in öffentliche Grünbereiche finden könnten. Gefreut habe sich Triebskorn auch über die Anwesenheit und den Rat von Uwe Buckenauer von der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof aus Mannheim. Diese habe Anfang des Jahres gezeigt, wie es gehe und mit der Pflanzung von rund 1000 Bäumen und Sträuchern den ersten Tiny Forest Baden-Württembergs geschaffen.
Weitere Informationen geben Klaus Triebskorn, Telefon 06202/7 48 59, Bettina Hauck, Telefon 06202/7 14 52, und Antje Buhtz-Pauly, Telefon 06202/7 34 82, sowie unter www.umwelt-bruehl-baden.de.